Künstliche Intelligenz im Online-Dating: Wie KI-Freundinnen alte Rollenbilder wiederbeleben

Älterer Mann macht Selfie mit humanoider Roboterfrau – Symbolbild für Beziehung mit einer KI

Was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute in den sozialen Netzwerken überall zu sehen: Immer mehr Videos auf Instagram und TikTok zeigen Männer, die sich offen zu einer Beziehung mit ihrer KI-Freundin bekennen. Die digitale Partnerin widerspricht nie, hat keine eigenen Sorgen, zeigt sich immer verständnisvoll – und sieht, dank KI-generierter Bilder, aus wie aus einem Männertraum vergangener Jahrzehnte: jung, makellos, vollbusig und immer gut gelaunt.

Digitale Wunschpartnerin: Ein Rückschritt für die Emanzipation?

Die Faszination für KI-Freundinnen bleibt nicht ohne Kritik. Gerade, wenn ältere Männer öffentlich von ihrer perfekten digitalen Beziehung schwärmen, werden uralte Rollenbilder plötzlich wieder gesellschaftlich akzeptiert. Eine Partnerin, die einzig dazu da ist, die Bedürfnisse des Mannes zu erfüllen, ohne eigene Ansprüche oder Widerworte – für viele ein gesellschaftlicher Rückschritt. Expert:innen warnen bereits: Jahrzehntelange Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung und Emanzipation könnten ins Wanken geraten, wenn KI die „ideale Frau“ nach patriarchalem Muster nachbildet.

Manipulation im Online-Dating: Zwischen Matching-Algorithmen und Fake-Profilen

Auch abseits von KI-Beziehungen wächst der Einfluss künstlicher Intelligenz im Online-Dating rasant. Laut einer aktuellen Studie von Appinio und Kaspersky ist fast jedem Zweiten in Deutschland bewusst, dass Algorithmen ihre Partnerwahl steuern. Jeder fünfte Nutzer hatte schon einmal das Gefühl, von einer Dating-App manipuliert zu werden – durch gezielte Vorschläge, Fake-Profile oder optimierte Chatbots, die echte Gespräche perfekt simulieren. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine verschwimmt.

Mehr zu den Chancen und Herausforderungen von künstlicher Intelligenz in Dating-Apps erfährst du hier in unserem Gründertagebuch.

Frau küsst Roboter mit Karton-Kopf – symbolische Darstellung einer Beziehung mit einer KI

Gefahr für das echte Leben

Psycholog:innen warnen: Wer sich zu sehr in virtuelle Beziehungen mit KI flüchtet, verliert leicht den Bezug zur echten Welt. Besonders Menschen, die sich einsam fühlen, könnten Gefahr laufen, das reale Miteinander und die Fähigkeit zu echten Beziehungen immer mehr zu verlernen. Die digitale Komfortzone bietet zwar Aufmerksamkeit ohne Kritik – aber keine echte Verbindung.

Wie stark virtuelle Beziehungen unser reales Erleben verändern können und warum echtes Miteinander so wichtig bleibt, erfährst du hier: Virtuelles Dating – zwischen Nähe und Illusion

Ausblick

Künstliche Intelligenz wird das Dating-Verhalten und unsere Vorstellungen von Beziehungen weiterhin tiefgreifend verändern. Während einige Plattformen bereits stärker auf Transparenz und Echtheits-Checks setzen, bleibt die gesellschaftliche Debatte offen: Was bedeutet es für unser Miteinander, wenn echte Nähe immer öfter von Algorithmen simuliert wird?

Mehr über die Rolle künstlicher Intelligenz als digitale Kupplerin – und wie sie unser Datingverhalten schon heute verändert – findest du in diesem Beitrag: Tinder erzieht Männer

„Für mich bedeutet das echte Menschsein, sich auf andere einzulassen – mit all den kleinen Ecken und Kanten, echten Gefühlen und manchmal auch Missverständnissen. Genau das macht Beziehungen so besonders und lebendig. Künstliche Intelligenz kann vieles simulieren, aber sie wird nie die Wärme, Überraschungen und die Vielfalt ersetzen, die wir im echten Miteinander erleben. Wer sich nur auf digitale Partner einlässt, verpasst das Abenteuer, das das Leben mit anderen Menschen eigentlich so schön und wertvoll macht.“
Babsi, Diner Date